EISKALT ERWISCHT IM ZOO
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Selten habe ich bei meinen Filmtouren so erbärmlich gefroren wie bei diesem Dreh im Tierpark Hagenbeck. Minus 10° C zeigte das Thermometer, und es wehte ein eisiger Ostwind. Viel erwartet hatte ich nicht, aber dann wurde es doch noch recht spannend. Während viele Tierarten die kalte Jahreszeit im geheizten Stall verbringen dürfen, werden andere bei solch niedrigen Temperaturen erst richtig munter.
Bären und Trampeltiere, Bisons und Lachmöwen waren aktiv wie eh und je, und selbst die Flamingos ließen sich den Tag von der Kälte nicht verderben. Auch meine Kamera hat, dank gründlich geladener Akkus, den Tag ohne Murren überstanden.
VIDEO
REPORTAGE
Eiskalt erwischt im Zoo
Seit Tagen schon liegen die Temperaturen weit unter Null. Den vier Kamtschatka-Bären in Hagenbeck’s Tierpark kommt das gerade recht. Für sie, die in Sibirien zu Hause sind, ist der norddeutsche Winter ein Klacks. Kolja, gerade mal 1 ½ Jahre alt, versucht, an offenes Wasser zu gelangen. Vorsichtig balanciert der Bursche auf einem toten Baum hinaus über den zugefrorenen Graben. Und tatsächlich, von dort aus reicht die Schnauze in ein eisfreies Loch. Seine drei Geschwister buddeln derweil vergnügt mit ihren krallenbewehrten Pranken im harten Boden.
Auch die Sibirischen Tiger genießen die frostige Luft. Wohlig räkelt sich Tigerdame Taiga in ihrem dicken Fell im Schnee. Sascha, ihr Partner, fasst kurz mit der Pfote ins Wasser, zieht sie aber schnell wieder zurück. Igitt, definitiv zu kalt für ein Bad. Ist der Graben erst mal zugefroren, dann ist ohnehin Schluss mit dem Spaß. „Aus Sicherheitsgründen müssen die Tiger dann in ihrem Haus bleiben“, erklärt Pressesprecherin Tanja Königshagen, „Die Gefahr, dass sie vom Eis aus in die Freiheit springen, wäre zu groß“.
Stoisch wiederkäuend vertrödeln die mächtigen Bisons den eisigen Wintertag. Weiße Wolken gefrorenen Wasserdampfs quellen bei jedem Atemzug aus den schwarzen Nüstern. In ihrer Heimat, den weiten Prärien am Rand der Rocky Mountains, nutzen die Indianerbüffel ihre massigen Schädel, um den Schnee, der das karge Grün bedeckt, zur Seite zu räumen. Auch die Asiatischen Kamele haben mit Eis und Frost kein Problem. Ihr dichtes, zotteliges Winterfell lässt der Kälte keine Chance – in Zentralasien, wo die Trampeltiere zu Hause sind, müssen sie ganz andere Temperaturen ertragen.
Bei den Rosaflamingos wurde gerade gefüttert. Mit sanften Schwüngen ihrer krummen Schnäbel schlabbern die grazilen Vögel ihre Nahrung aus dem flachen Wasser. Hunderte Lachmöwen streiten kreischend am Ufer um das, was übrig bleibt. „Wenn der See vollständig zugefroren ist, dann müssen die Flamingos ins Haus“, erzählt Tanja Königshagen, „Auf dem glatten Eis könnten sie ausrutschen und sich die dünnen Beine brechen“.
Es gibt viel zu entdecken in der frostigen Natur mitten in Hamburg. Und wer die Kälte scheut, der besucht die Exoten in ihren beheizten Winterquartieren: Eintauchen in fremde Gerüche und Laute, die Tiere mit allen Sinnen erleben. Auch jetzt, mitten im Winter, lohnt ein Spaziergang im Zoo.
Tierpark Hagenbeck, Lokstedter Grenzstraße 2, 22527 Hamburg, ganzjährig täglich ab 9 Uhr geöffnet, http://www.hagenbeck-tierpark.de
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