FRANZ-JOSEF IN HOCHZEITSSTIMMUNG- STRAUSSE MIT OSTSEEBLICK
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Ganz schön zudringlich sind diese Biester. Jeder Knopf an der Jacke wird angepickt, auch Reißverschlüsse, eben alles, was glänzt. Zum Glück trage ich keine Ohrringe. Aber auf die Kamera musste ich richtig gut aufpassen.
Filmisch war die Aktion nicht besonders schwierig. Das einzige Problem bestand nicht etwa darin, dicht genug ran zu kommen, sondern möglichst schnell die Halbtotalen und Totalen zu drehen, bevor ich von den Vögeln wieder auf Tuchfühlung eingekreist war.
VIDEO
Auf der Straußenfarm Ostseeblick in Schleswig-Holstein fühlen sich die Langhälse wie zu Hause. Im Video wird das Leben der Strauße gezeigt, vom Ei bis zum erwachsenen Vogel. © H. Schulz Naturfilm, www.tierfilm.schulz-wildlife.de
REPORTAGE
Franz-Josef in Hochzeitsstimmung – Strauße mit Ostseeblick
Franz-Josef ist der Größte. Mit drei Metern Höhe und einem Körpergewicht von 180 kg ist der Zuchthahn das Prunkstück der Straußenfarm Ostseeblick. Respektvoll halten die Besucher Abstand, denn sein Hals reicht locker über den Gehegezaun. Aber Franz-Josef hat ganz anderes im Sinn. Seine Beine und sein Schnabel sind rot gefärbt, er ist in Hochzeitsstimmung. Und eine seiner beiden kleineren, braun befiederten Damen ist sich mit ihm einig: Demütig lässt sie Kopf und Flügel hängen, während der Macho prahlerisch mit den verkümmerten Schwingen wedelt.
Auf dem Bauernhof von Familie Strukat in Hohenfelde an der Ostsee weideten früher schwarzbunte Kühe. Jetzt hält afrikanisches Federvieh die Familie auf Trab. „Wir haben etwa 260 Strauße, da fällt viel Arbeit an“, erzählt Andrea Strukat, „Unsere 16 Zuchtgruppen, jeweils ein Hahn und 2 Hennen, legen von März bis September Eier“. Fast 2 kg kann so ein Straußen-Ei wiegen, in das der Inhalt von 25 Hühnereiern passt. In einem Brutkasten sind gerade nach 6-wöchiger Bebrütung ein paar Straußenküken geschlüpft. Nur das letzte steckt noch halb in dem engen Ei und befreit sich endlich zappelnd von der lästigen Schale.
Bleibt auf dem Wanderweg zwischen den Gehegen ein Besucher stehen, dann drängen sich die neugierigen Strauße sofort am Zaun. Wer sich zu dicht ran wagt, der muss damit rechnen, mit einem kräftigen Schnabel Bekanntschaft zu machen. Ganz harmlos, wie Frau Strukat versichert: „Alles, was bunt ist oder glänzt, zieht die Strauße magisch an: Knöpfe, Brillen, Ohrringe. Kriegt der Schnabel dabei auch mal eine Hautfalte zu fassen, dann gibt es eben einen blauen Fleck“.
Im Hofladen, in dem Fleisch, Eischalen und andere „Straußenprodukte“ angeboten werden, sind heute die frischen Eier ausverkauft – sehr zur Enttäuschung dreier Kundinnen, die zu Hause bereits ihre Freundinnen zum Rührei-Essen eingeladen haben. Aber sie haben Glück: Eine Henne hat gerade gelegt, und bewaffnet mit einem Besen klettert Andrea Strukat mutig in das Gehege. Wütend verteidigen die Straußeneltern das Ei. Ihre Füße mit den bis zu 10 cm langen Zehennägeln sind gefährliche Waffen. Gegen die erfahrene Züchterin kommen die Vögel trotzdem nicht an. Das Damenkränzchen mit Straußen-Ei ist gerettet.
Infos zu „Strauß“
Der Afrikanische Strauß (Struthio camelus) lebt in vier Unterarten im westafrikanischen Sahel, in Ostafrika und im südlichen Afrika. In Farmen wird überwiegend der südafrikanische Blauhalsstrauß (S. c. australis) gehalten. Strauße können nicht fliegen, aber bis zu 70 km/h laufen.
Straußenfarm Ostseeblick, Ostseering 11, 24257 Hohenfelde, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr, Nov bis Jan von 10 bis 16 Uhr, http://www.straussenfarm-ostseeblick.de
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