KREUZSPINNEN – ALTWEIBERSOMMER IST SPINNENZEIT
Fotos und Reportage © H. Schulz
Fast kein anderes Tier ruft bei den Menschen so viel Ekel und Ängste hervor wie die Spinnen. Dabei sind die kleinen Krabbler im Allgemeinen harmlos. Im Herbst ist die hohe Zeit der Kreuzspinnen. Vor allem an Weg- und Waldrändern und auf Brachflächen findet man dann ihre Radnetze. Ich habe mir im Herbst 2008 die Zeit genommen und die Kreuzspinnen durch den Sucher meines Fotoapparates genauer beobachtet.
REPORTAGE
Kreuzspinnen – Altweibersommer ist Spinnenzeit
Altweibersommer. Über der Wiese summt, schwirrt und brummt es. Fliegen, Bienen und andere Insekten nutzen die letzten warmen Tage des Jahres. Zwischen zwei trockenen Stauden hat eine Kreuzspinne ihr großes Radnetz gebaut. Hier sitzt sie nun wie die Made im Speck. Für sie ist jetzt die Zeit des Überflusses. Mit ihren Kiefern saugt sie an einer Mücke, die in ein Paket aus Spinnfäden eingewoben ist. Plötzlich: Eine Dungfliege hat es eilig und übersieht das tödliche Netz. Als das leichtsinnige Kerbtier die Gefahr erkennt, ist es längst zu spät. Hilflos zappelt es in den klebrigen Fäden – keine Chance, zu entkommen. Die Spinne lässt nicht lange auf sich warten. Ein paar schnelle Schritte, ein kurzer Biss, und das Zappeln ist vorbei.
Im August haben sich die Kreuzspinnen gepaart – und manches Männchen wurde nach der Hochzeit von seiner Partnerin verspeist. Trotzdem bleibt den Weibchen nicht viel Zeit, ihr Dasein zu genießen. Wenn sie im Herbst die Eier gelegt und in mehrere gelbliche Kokons eingesponnen haben, dann sterben auch sie. Die Brut dagegen überwintert, und im nächsten Frühjahr schlüpfen die Jungen. Mehr als 200 Spinnenbabys können das sein. Die meisten werden die ersten Tage nicht überleben, aber für eine neue Generation ist gesorgt.
Für den Menschen ist das Gift der meisten Spinnen harmlos. Und ihre Kiefer sind normalerweise zu klein, um unsere Haut zu durchdringen. Eigentlich gibt es keinen Grund, die achtbeinigen Krabbler zu fürchten. Im Gegenteil: Wir können viel von ihnen lernen. Spinnfäden sind viermal stärker belastbarer als Stahl. Ohne zu zerreißen, lassen sie sich auf ihre dreifache Länge dehnen. Und mit ihren sechs Spinndrüsen produziert die Gartenkreuzspinne sieben verschiedene Fadentypen, von stabil bis elastisch, von klebrig bis trocken. Bis heute gelang es keinem Techniker der Welt, dieses Wunder-Material zu kopieren.
Aber zurück zum Altweibersommer: Wie kommt er eigentlich zu seinem Namen? Ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte älterer Damen ist das jedenfalls nicht, wie ein Richter vor 20 Jahren befand. Namengebend waren vielmehr die zahllosen Spinnfäden, an denen im Spätsommer winzige Baldachinspinnen durch die Luft segeln. „Spinnweiben“ nannte man die Fäden im Altdeutschen. Nur eingefleischte Junggesellen mussten sich vor ihnen fürchten: Dem Volksglauben nach stand bald eine Hochzeit ins Haus, wenn sich die Spinnenseide im Haar eines jungen Mädchens verfing.
Infos über „Kreuzspinnen“
Die Kreuzspinnen (Araneus) umfassen mehrere hundert Arten, von denen viele an den kreuzartig angeordneten hellen Flecken auf dem Hinterleib zu erkennen sind. Kreuzspinnen sind weltweit verbreitet. In Mitteleuropa leben 10 Arten. Die häufigste im Norden Deutschlands ist die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus). Als Radnetzspinnen bauen die Kreuzspinnen große Netze, mit denen sie ihre Beute fangen.
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