OSTERLÄMMER AUF DER INSEL NORDSTRAND
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
In den Wochen vor Ostern werden auf der Insel Nordstrand im schleswig-holsteinischen Wattenmeer die Lämmer geboren. Schon wenige Minuten nach der Geburt können die Kleinen stehen, kurz danach säugen sie zum ersten Mal, und bald tollen sie, zusammen mit vielen Spielkameraden, ausgelassen umher. Auf den Deichen von Nordstrand und in der Schäferei von Jürgen und Elke Lorenzen konnte ich zwei Tage lang mit meiner Kamera die Osterlämmer beobachten. Das Video zeigt das Leben der Schafe und Lämmer auf der Insel Nordstrand. Auch eine Zwillingsgeburt konnte ich filmen.
VIDEO
REPORTAGE
Osterlämmer auf Nordstrand
Nordstrand und die Schafe – das gehört einfach zusammen. Aber jetzt, Anfang April, sieht man auf den Deichen nur wenige der wolligen Vierbeiner. Dafür herrscht in den Schäfereien nun Hochbetrieb. In den Ställen der Familie Lorenzen bringen etwa 400 Mutterschafe ihre Jungen zur Welt. Schon jetzt blöken viele Lämmer in den frisch eingestreuten Boxen. An die 600 werden es sein, wenn die Lammzeit zu Ende ist.
„Die dort drüben hat Wehen, da geht es gleich los“, sagt Jürgen Lorenzen und zeigt auf ein Schaf, das unter Schmerzen am Boden liegt. Ein kleines Beinchen ist bereits in der Geburtsöffnung zu sehen. Ein paar Mal noch kräftig gepresst, dann flutscht das Baby heraus. „Das wird sicher eine Zwillingsgeburt, da kommt gleich noch eins“, vermutet der Schäfer. Und tatsächlich: Noch während die Mutter ihr Erstgeborenes mit der Zunge von den Eihäuten befreit, wird das zweite Lämmchen geboren. Mit ein paar schnellen Handgriffen reinigt Jürgen Lorenzen Nase und Mäulchen des Winzlings, der sich mit einem fiepsigen, zarten „mäh“ für die Hilfe bedankt.
Auch Elke Lorenzen hat jetzt alle Hände voll zu tun. Zwillingsgeburten sind normal, aber bei Drillingen muss eines der Kleinen mit der Flasche aufgezogen werden. „Die machen viel Arbeit“, erzählt die Landwirtin, „Das ist so, wie wenn man eine Menge Babys zu versorgen hat“. Ihr Mann beginnt währenddessen im anderen Stall mit der Fütterung. Dicht drängen sich die hungrigen Mutterschafe an den hölzernen Trögen. Die Lämmer freuen sich, dass sie plötzlich so viel Platz haben. Ausgelassen, wie die Irrwische, tollen die Kleinen gemeinsam durch die Box. Sie toben mit ihren Spielkameraden, hüpfen auf allen Vieren senkrecht in die Höhe und springen wagemutig übereinander.
Die neugeborenen Zwillinge – gerade mal 15 Minuten alt – stehen inzwischen auf ihren staksigen Beinen. Etwas wackelig noch, aber die Zitzen am prall gefüllten Euter der Mutter haben sie bereits gefunden. Jürgen Lorenzen packt sich die beiden Lämmer und macht sich auf den Weg. Brav trottet das Mutterschaf hinter ihm her. „Ein paar Tage lang bleiben die drei jetzt in einer Einzelbox“, erklärt der Landwirt, während er durch den von hölzernen Gattern gesäumten Gang eilt, „Dort können sie sich kennen lernen, und ich sehe, ob alle gesund sind „. An Ostern dürfen die ersten Schafe dann wieder nach draußen. Dann kehrt auch auf den Deichen wieder das Leben ein.
Infos zu „Hausschafe“
Alle Rassen des Hausschafs (Ovis orientalis aries) stammen vom Armenischen Mufflon ab. Hausschafe werden in fast allen Kontinenten gehalten, am häufigsten in Afrika und Asien. Sie liefern Milch, Fleisch und Wolle. In Schleswig-Holstein leisten sie einen Beitrag zum Küstenschutz, indem sie den Boden der Deiche verfestigen. Die Tragzeit der Schafe beträgt etwa 5 Monate.
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