DER WALDRAPP – EINER DER SELTENSTEN VÖGEL DER WELT
Video, Fotos und Reportage © H.Schulz
Der Waldrapp ist einer der seltensten Vögel der Welt. In freier Wildbahn galt seine östliche Population bereits als ausgestorben. Während biologischer Forschungen in Saudi-Arabien in den Jahren 1990 und 1991 entdeckte ich in der Halbwüste nahe Taif einen einzelnen Waldrapp. Ein Wahnsinns-Erlebnis, plötzlich eine Tierart zusehen, die es eigentlich gar nicht mehr geben soll. In den Tagen darauf fand ich mit Hilfe meiner Kollegen vom National Wildlife Research Center weitere Individuen, darunter einen Trupp von 15 Tieren. Es musste also noch eine Brutkolonie geben. Und tatsächlich, im Jahr 2004 entdeckten syrische und britische Ornithologen schließlich eine winzige überlebende Kolonie in der Halbwüste von Syrien. Seit meinen Beobachtungen in Saudi Arabien haben mich die skurrilen Vögel nicht mehr losgelassen. Im Gehege im Westküstenpark St. Peter-Ording konnte ich die Waldrapps filmen und ließ mir von Peter Marke , dem Leiter des Tierparks, die Handaufzucht verwaister Jungvögel erklären.
VIDEO
REPORTAGE
Waldrappe – Schwarze Ibisse, vom Aussterben bedroht
Am Waldrapp scheiden sich die Geister. Hässlich sei der Vogel mit seinem nackten und von Warzen bedeckten Gesicht, behaupten die Einen. Klar, der klassische Gewinner eines Schönheitswettbewerbs sieht anders aus. „Aber was heißt hier hässlich?“, hält Peter Marke, Chef des Westküstenparks St. Peter-Ording, dagegen, „Der metallische Glanz auf dem schwarzen Gefieder, die elegante Schopfhaube und der gebogene, rote Stocherschnabel – welcher andere Vogel hat das schon?“.
Im Westküstenpark sind die Waldrappe in einer großzügigen Freiflugvoliere zu Hause. Knapp unter dem Netzdach hängt eine lange Reihe von Brutboxen. In den Nistkörben stehen die Altvögel und kümmern sich fürsorglich um ihren Nachwuchs. Andere schreiten bedächtig durch die Anlage, stochern mit dem sensiblen Schnabel im Boden und erbeuten Larven, Spinnen und Kerbtiere.
Noch im 17. Jahrhundert war der Schopfibis, wie er auch heißt, rund um das Mittelmeer verbreitet. In Süddeutschland, vor allem im Alpenraum, brüteten ganze Kolonien in steilen Felswänden. Die Wissenschaft hat sich damals für den kuriosen Vogel wenig interessiert. Die Adligen jedoch liebten das Fleisch der jungen Waldrappe als Delikatesse. Die letzten Exemplare sollen während des 30-jährigen Krieges im Kochtopf gelandet sein. Jedenfalls gelten die Schopfibisse seitdem in Mitteleuropa als ausgestorben. Im 20. Jahrhundert sind auch in Nordafrika fast alle Kolonien verschwunden. Pestizide, die Zerstörung von Lebensräumen und die Bejagung haben das Schicksal der schwarzen Ibisse weitgehend besiegelt. Nur im marokkanischen Souss-Massa Nationalpark und in einer erst vor 4 Jahren entdeckten winzigen Brutkolonie in Syrien konnten etwa 500 Waldrappe bis heute überleben.
Peter Marke ist fest entschlossen, dem Aussterben des Schopfibis nicht tatenlos zuzuschauen. Einige Küken seiner Schützlinge wurden von ihren Eltern nicht ausreichend gefüttert. Mühsam zieht der Tierparkleiter deshalb von Hand die noch unbefiederten Winzlinge auf. Mit einer Einwegspritze versorgt er die Kleinen mit Wasser, und jedes Futterfischchen schiebt er einzeln in die winzigen Schnäbel. „Irgendwann sollen Waldrappe auch in Europa wieder in Freiheit leben“, erklärt Peter Marke, „Einfach wird das nicht – aber wir werden es schaffen“.
Westküstenpark & Robbarium St. Peter-Ording, Wohldweg 6, 25826 St. Peter-Ording. April bis Oktober täglich geöffnet: 9.30 bis 18 Uhr, Juli/August: 9.30 bis 19 Uhr, November bis März: aktuelle Zeiten unter 04863-3044. www.westkuestenpark.de
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