ZU BESUCH BEI DEN KEGELROBBEN VOR HELGOLAND
Fotos und Reportage © H. Schulz
Am Strand der Helgoländer Düne haben die Kegelrobben seit etwa 8 Jahren eine neue Heimat. Unbeeindruckt von den hunderten Badegästen, die im Sommer dort die saubere Seeluft genießen, liegen die großen Meeressäuger am sandigen Strand. Nirgendwo sonst kann man die seltenen Robben so gut beobachten wie dort, in Sichtweite von Deutschlands einziger Hochseeinsel, dem roten Felsen Helgoland. Zwei Tagelang habe ich die Kegelrobben beobachtet und fotografiert.
REPORTAGE
Helgolands Kegelrobben
Seehunde? Die kennt doch jeder. Aber das hier? Am Strand der Helgoländer Düne, nicht weit entfernt vom kleinen Hafen, dösen etwa 50 Kegelrobben vor sich hin. Gelangweilt mustern die seltenen Meeressäuger die Menschen, die respektvoll Abstand wahren. Plötzlich gibt es Ärger zwischen zwei dunkel gefärbten Robbenbullen. Wütend wabbeln die langnasigen 200-Kilo-Kolosse aufeinander zu, fauchen und zeigen drohend ihre Zähne. Die braungrau gefleckten Weibchen und einige Seehunde beeindruckt das alberne Gehabe nicht. Sollen sie sich doch prügeln, diese Machos.
Kegelrobben sind die größten Raubtiere Deutschlands. 2,20 Meter lang wird ein ausgewachsener Bulle und bringt dann weit über 200 Kilo auf die Waage. Die Weibchen sind wesentlich kleiner. Jahrelang brachten die Robben im Wattenmeer ihre Jungen nur in zwei Kolonien zur Welt: Auf der westfriesischen Insel Terschelling und auf einer Sandbank vor Amrum. Auf der Helgoländer Düne wurde erstmals im Jahr 2001 eine Geburt beobachtet. Seitdem erblicken alljährlich auch dort, von November bis Februar und nach fast einjähriger Tragzeit, zahlreiche Kegelrobben-Babys das Licht der Welt – in einem weißen, plüschigen Embryonalfell, das sie 3 Wochen lang tragen.
Dorsche, Lachse, Plattfische und Heringe sind die Lieblingsspeisen der Kegelrobben. Aber auch Tintenfische und Krebse verschmähen die geschickten Jäger nicht. 10 Kilogramm Nahrung benötigt eine erwachsene Robbe pro Tag. Bei ihren Beutezügen bleiben die Meeressäuger bis zu 20 Minuten unter Wasser und erreichen Tauchtiefen von 140 Metern. Wer so erfolgreich fischt, der hat nicht nur Freunde. Als angebliche Fischereischädlinge wurden die Kegelrobben im 19. und 20. Jahrhundert gnadenlos verfolgt. Seit einigen Jahrzehnten jedoch ist die Art in fast allen Ländern geschützt. In vielen Regionen haben sich die Bestände deshalb inzwischen wieder erholt.
Zurück auf der Helgoländer Düne: Der Abend naht, und die meisten Touristen sind mit dem letzten Schnellboot auf die Insel zurückgekehrt. Den Strand haben die Robben jetzt wieder für sich. Viele sind noch weit draußen im Meer, um in der Dämmerung nach Fischen zu jagen. Andere treiben nicht weit vom Strand genüßlich im Wasser. Ihre neugierig hochgereckten Köpfe dümpeln wie kleine Hütchen auf den Wellen. Die Kegelrobben wissen es zu schätzen: Hier, vor Helgoland, sind sie willkommen.
Infos über „Kegelrobben“
Kegelrobben (Halichoerus grypus) gehören wie der Seehund zur Familie der Hundsrobben. Sie sind größer als der Seehund und haben einen spitzer zulaufenden Kopf. Es gibt drei Populationen: Die westatlantische an den Küsten Labradors, Neufundlands und der USA, die ostatlantische an der Westküste Europas, und die Ostseepopulation. Die Kolonien bestehen aus einem oder mehreren Männchen mit ihren Harems.
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