FLAMINGOS – GRAZILE LANGBEINER
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Flamingos sind anders als andere Vögel. Grazil sind sie, elegant und zerbrechlich, und der klobige Knickschnabel wirkt wie ein Fremdkörper am kleinen Kopf. Kommen die gefiederten Clowns erst mal in Fahrt, dann scheinen sie geradewegs einem Komikheft entsprungen. Zur Balz wackeln sie mit dem Kopf, und ihre Nahrung filtern sie kopfüber aus dem Wasser. Im Tierpark Gettorf konnte ich die schrägen Vögel filmen, in all ihrer Farbenpracht und aus nächster Entfernung: Kuba-Flamingos, Chile-Flamingos und die Zwergflamingos aus Ostafrika.
VIDEO
REPORTAGE
Flamingos – Schräge Vögel im Farbenrausch
Ihr Federkleid leuchtet rot oder pastell-orange, die Beine erscheinen zerbrechlich dünn und der Hals ist lang und unglaublich biegsam. Und oben drauf sitzt der kleine Kopf mit dem unförmigen Knickschnabel. Flamingos sind wunderschön und skurril zugleich. Wer aber genauer hinschaut, der staunt über das faszinierende Verhalten der schrägen Vögel.
Im Tierpark Gettorf leben drei Flamingo-Arten: Die großen, orangeroten Kuba-Flamingos, die etwas zierlicheren Chile-Flamingos mit ihrem blassrosa Gefieder, und die kleinen Zwergflamingos aus den Salzseen Ostafrikas. Jetzt, im zeitigen Frühjahr, sind sie in Balzstimmung. Für die Kuba-Flamingos bedeutet das großes Theater. Hoch aufgereckt stehen sie nebeneinander, und wie winkende Flaggen schwenken sie Kopf und Schnabel ruckartig von Seite zu Seite, während sich ihre schnatternden Rufe zu einem tosenden Finale steigern.
„Nachwuchs hat sich bei unseren Flamingos bisher leider noch nicht eingestellt“, erzählt Dr. Gabriele Ismer. „Gerade die Zwergflamingos brauchen mindestens 20 trockene Tage. Wenn es in dieser Zeit regnet, dann verlassen sie ihre 40 cm hohen Bruthügel, die sie aus Schlamm aufgetürmt haben“. Die Zoologin des Tierparks Gettorf ist trotzdem optimistisch. Das Wetter kann sie nicht ändern, aber für alles andere hat sie gesorgt. Ganz wichtig ist die richtige Ernährung: „Die Tiere erhalten perfekt abgestimmtes Futter, da ist alles drin, was sie brauchen. Auch die Beta-Carotine, die das Gefieder so prächtig färben“.
Nachdem die Flamingos den größten Hunger aus ihren Futternäpfen gestillt haben, zieht es sie an den Teich. Langsam stelzen sie durchs flache Wasser, und mit gleichmäßigen Schwüngen ziehen sie den eigenartigen Knickschnabel kopfüber durchs feuchte Nass. „Sie schlabbern das Wasser samt Algen und kleinen Krebschen ein und drücken es dann mit Bewegungen der kräftigen Zunge durch einen Reusenapparat am Schnabelrand wieder raus“, erklärt Gabriele Ismer. Fast 300 Gramm Plankton filtert ein Flamingo so täglich aus dem Wasser. Schon die alten Römer fanden den raffinierten Reusenschnabel interessant – wenn auch aus anderen Gründen: Flamingo-Zungen galten bei ihnen als Delikatesse. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Tierpark Gettorf, Süderstraße 33, 24214 Gettorf, täglich geöffnet, April bis Oktober: 9 – 18 Uhr, November bis März: 10 Uhr bis zum Dunkelwerden. www.tierparkgettorf.de
Kommentar verfassen