WEISSE ORYX – DIE LEGENDÄREN ANTILOPEN ARABIENS
Fotos und Reportage © H. Schulz
Eigentlich waren die Arabischen Oryx bereits ausgestorben – zumindest in freier Natur. Mit großem Aufwand wurden die wenigen in Zoos überlebenden Individuen wieder vermehrt und in einigen Regionen der Arabischen Welt konnten kleine Herden ausgewildert werden. Ich war in Saudi Arabien dabei und habe in einem spannenden Naturschutzprojekt hautnah miterlebt, wie schwierig es ist, die seltenen Antilopen wieder in ihrer ursprünglichen Heimat anzusiedeln.
REPORTAGE
Die Rückkehr der Weißen Oryx
Rashid gibt Vollgas. Auf der riesigen, roten Düne geht es jetzt steil bergauf. Der Chef der Rangertruppe, ein Beduine wie im Bilderbuch, mit rot-weißer Kopfbedeckung und weißem Gewand, sitzt konzentriert am Steuer seines aufheulenden Jeeps. Dann ist der Dünenkamm erreicht. „No problem“, meint Rashid grinsend, als er unsere erschrockenen Gesichter sieht. Mit einem mächtigen Satz springt der Wagen ins Leere und rast auf der anderen Seite schlingernd nach unten. Dort sehen wir sie endlich: 12 weiße, elegante Antilopen mit langen spitzen Hörnern. Ruhig grasen die herrlichen Tiere im schütteren Grün des Dünentals. Wir haben sie gefunden, die legendären Arabischen Oryx.
Das Schutzgebiet Uruq Bani Ma’arid, im Süden Saudi Arabiens, ist einer der wenigen Orte, wo man die seltenen Antilopen in freier Natur beobachten kann. Und das, obwohl die Arabische Oryx als Wildtier bereits ausgestorben war. Im Jahr 1972 hatte ein Wilderer das letzte freilebende Tier getötet. Glücklicherweise hatten Wissenschaftler bereits 10 Jahre zuvor eine kleine Herde gefangen und im Zoo von Phoenix/Arizona vermehrt. In Oman, Jordanien, Saudi Arabien und einigen weiteren Ländern werden diese Tiere nun mit großem Aufwand wieder ausgewildert – so wie hier, am Rand der Rub‘ al-Khali, der größten Sandwüste der Welt.
Wir haben uns der Herde auf hundert Meter genähert. Zwischen den strahlend weißen Oryx entdecken wir zwei hellbraune Jungtiere. Jetzt, um die Mittagszeit, bei Temperaturen von weit über 40°C, drängen sie sich mit ihren Eltern im Schatten einer Akazie. Dass es im Tal kein Wasser gibt, ist für die genügsamen Wüstentiere kein Problem. Der Morgentau und das bisschen Feuchtigkeit in ihren kargen Nahrungspflanzen versorgen die Oryx mit dem wertvollen Nass. Feinschmecker sind die eleganten Überlebenskünstler ohnehin nicht. Sie fressen Gräser, Blätter und Zweige, und gibt es mal gar nichts anderes mehr, dann knabbern sie sogar an den gallebitteren, gelben Wüstenmelonen.
Stolz zeigt uns Rashid eine weitere Gruppe der weißen Antilopen, nur ein paar hundert Meter entfernt. Der Ranger, einst selbst ein Jäger, ist sich der Bedeutung seiner Arbeit bewusst. Noch immer machen Wilderer Jagd auf die wenigen Tiere, und ihre Lebensräume werden zerstört. Trotzdem ist sie schon jetzt eine beispiellose Erfolgsgeschichte – die Rückkehr der Arabischen Oryx.
Infos zur „Arabischen Oryx“
Arabische oder Weiße Oryx (Oryx leucoryx) gehören zu den Paarhufern. Sie waren ehemals von der Sinai-Halbinsel bis Mesopotamien und auf der Arabischen Halbinsel verbreitet. Weiße Oryx wiegen bis zu 70 kg, bei einer Schulterhöhe von bis zu einem Meter. Auf der Suche nach Weidegründen legen Oryxherden große Strecken durch Wüsten und Halbwüsten zurück.
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