STRANDKRABBEN IM WATTENMEER
Fotos und Reportage © H. Schulz
Jeder, der einmal eine Wattwanderung gemacht hat, kennt die urtümlichen Krabbler. Strandkrabben gehören zu den auffälligsten Tieren im Watt. Auf den Schlick- und Sandflächen zwischen Wasser und Land sind die 10-beinigen Krebse zu Hause. Die ausladenden Scheren jagen so manchem Wattwanderer erst mal einen Schrecken ein. Aber keine Angst: Sie können zwar kneifen, einen Finger hat jedoch dadurch noch niemand verloren. Eine Wattwanderung ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, denn dort draussen gibt es vieles zu entdecken. Diesmal standen für mich die Strandkrabben im Mittelpunkt.
REPORTAGE
Strandkrabben -„Dwarslöper“ im Wattenmeer
„Was haben wir denn da? Eine Strandkrabbe“, ruft der Wattführer und hält seine zappelnde Beute in die Höhe, „Ein Männchen, man erkennt es an dem spitzen Hinterleib. Wer möchte mal anfassen?“. Die Wattwanderer zögern. Viele von ihnen sind zum ersten Mal in dieser Welt zwischen Wasser und Land. Vor den martialischen Scheren des Krebses haben sie Respekt. Doch dann siegt die Neugier. Mit spitzen Fingern greift einer der Watt-Neulinge zu. Und bald probiert jeder mal aus, wie sich das wehrhafte Tierchen anfühlt.
Krabben? Sind das nicht die auf den leckeren Brötchen? Energisch schüttelt der Wattführer den Kopf: „Nein. Die rotbraun gekochten Delikatessen aus der Fischbude nennt man zwar „Nordseekrabben“, aber in Wirklichkeit sind das Garnelen“, erklärt er, „Sie gehören auch zu den Krebsen, sind aber viel kleiner als unserer hier“. Strandkrabben gelten bei den Fischern als Beifang. Sie werden aussortiert und ins Meer zurückgeworfen. Auch Angler sind auf die Krabben nicht gut zu sprechen. Klammheimlich klauen die Scherenträger die Köder vom Haken, und die Petrijünger warten vergebens auf einen Biss.
Nachdem die Wattwanderer ihren Fang ausgiebig betastet haben, darf die Krabbe wieder auf den Boden. Drohend streckt sie den lästigen Zweibeinern die weit gespreizten Scheren entgegen. Dann aber schnell weg, seitwärts im typischen Krebsgang, und rein in eine Pfütze. Krabben brauchen zum Atmen das Wasser. Die trockene Zeit im Wattenmeer überstehen sie nur, weil ein Wasserfilm ihre Kiemen feucht hält.
Im Watt leben Krabben bei Ebbe gefährlich. Seevögel und andere Feinde lassen sich von den drohenden Scheren nicht abschrecken. Da hilft nur eins: Hergeben, was nicht zu retten ist. Und so tut sich manche Möwe an einem Krabbenbein oder einer Schere gütlich, während das lädierte Tierchen sein Heil in der Flucht sucht. Das verlorene Körperteil wächst im Laufe der nächsten Häutungen nach. Überhaupt geht bei den zähen Gesellen gar nichts ohne den Wechsel des Chitinpanzers. Dank der Häutungen können die Krabben wachsen, und nur kurz nach der Häutung ist den Weibchen die Paarung möglich.
Der Wattführer schaut er auf die Uhr und drängt zum Weitermarsch. Auflaufendes Wasser, da heißt es, sich zu sputen. Zur Hallig Oland ist es nicht mehr weit. Dort gibt es Krabbenbrötchen – die mit den köstlichen Garnelen.
Infos über die „Strandkrabbe“
Die Strandkrabbe (Carcinus maenas) aus der Familie der Schwimmkrabben wird (ohne Beine) bis zu 8 cm groß. Das erste der fünf Beinpaare ist zu kräftigen Scheren ausgebildet. Strandkrabben lebten ursprünglich nur an der Atlantikküste Europas und Nordafrikas. Inzwischen haben sie sich auch an den Küsten anderer Kontinente angesiedelt.
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