DIE BLAUKEHLCHEN KEHREN ZURÜCK
Fotos und Reportage © H. Schulz
Sie waren schon fast ausgestorben in Schleswig-Holstein – die hübschen Blaukehlchen. Seit Anfang der 90er Jahre kehren sie wieder zurück in Deutschlands nördlichstes Bundesland. Inzwischen brüten wieder an die 900 Paare. Der Ornithologe Dr. Knut Jeromin hat mir die Geschichte der gefiederten Sänger mit der blauen Kehle erzählt.
REPORTAGE
Kein Rot-, kein Braun-, sondern ein Blaukehlchen
Rotkehlchen? Die kennt doch jeder. Und vom Braunkehlchen hat man schon mal gehört. Aber Blaukehlchen? Ja, auch die gibt es. Versteckt und heimlich leben die gefiederten Sänger und werden deshalb meist übersehen. Bei einem Spaziergang entlang der Eider bei Friedrichstadt, Anfang der 90er Jahre, entdeckte ich im Schilf einen der seltenen Vögel. Unscheinbar gefärbt war er am Rücken und erinnerte ein wenig an eine Nachtigall. Erst, als er mir die Vorderseite zuwendete, sah ich den leuchtend blauen Fleck unter dem Schnabel. Für mich war diese Begegnung die erste Beobachtung eines Blaukehlchens im Norden Deutschlands.
Ein Glücksfall, wie ich heute weiß. Vor 20 Jahren noch stand das Blaukehlchen in Schleswig-Holstein kurz vor dem Aussterben. „Ab etwa 1993 nahm der Bestand dann wieder zu“, erzählt Dr. Knut Jeromin, „Und schon 2 Jahre später haben wieder etwa 70 Paare hier gebrütet“. Im Auftrag der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) wertet der Biologe die Ergebnisse der Vogelzählungen ehrenamtlicher Mitarbeiter aus. Und so weiß er auch, dass inzwischen wieder mehr als 900 Paare Blaukehlchen in Schleswig-Holstein brüten. „Trotzdem freue ich mich noch immer über jede Beobachtung“, schwärmt der Ornithologe, „Es ist jedesmal wieder ein Erlebnis, die herrlichen Vögel im Frühjahr bei ihren Singflügen zu sehen“.
Die genauen Gründe für die Rückkehr der Blaukehlchen kennen die Vogelkundler noch nicht. Die meisten Brutpaare leben im Westen unseres Landes, vor allem in der Eider-Treene-Sorge-Region und in den Speicherkögen an der Nordseeküste. In der sicheren Deckung des Röhrichts bauen sie ihre Nester. Ihre Nahrung, hauptsächlich Insekten, suchen sie in offenen Flächen und am schlammigen Ufer. Auch im Kulturland haben die hübschen Vögel Fuß gefasst. „Dort nisten sie zwischen den Äckern in schmalen, schilfbewachsenen Gräben“, weiß Knut Jeromin, „Und selbst in Rapsfeldern kann man heute gelegentlich Blaukehlchen finden“.
Besonders gut beobachten kann man die Vögel am Beltringharder Koog, an der Eider ab Nordfeld flussabwärts und an der Unterelbe bei St. Margarethen und Neufeld. Im Frühjahr, von April bis Juni, machen die Gefiederten mit der blauen Kehle dort durch ihren Reviergesang auf sich aufmerksam. So, als wollten sie sagen: Schaut her, wir sind wieder da.
Informationen zum „Blaukehlchen“
Vom Blaukehlchen (Luscinia svecica) gibt es zwei Unterarten. Weißsternige Blaukehlchen, beheimatet von der westeuropäischen Nordseeküste bis zum Westen Russlands, haben auf der blauen Kehle einen weißen Fleck. Bei den Rotsternigen Blaukehlchen in Skandinavien und in Russland bis Sibirien ist dieser Fleck rot.
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