HIRSCHBRUNFT
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Brunftzeit beim Rotwild im Wildpark Eekholt – ein Erlebnis für jeden Naturfreund. Überall aus dem Wald tönt das Röhren der Hirsche. Auch Gustav, der starke Platzhirsch, verkündet mit urigen Rufen seinen Anspruch auf das Kahlwildrudel. Wer zu nah kommt, wird unerbittlich verjagt, in wilder Hatz quer über die Lichtung. An einem schönen Septemberabend habe ich die Hirschbrunft in Eekholt mit Kamera und Mikrofon belauscht.
VIDEO
REPORTAGE
Hirschbrunft im Tierpark Eekholt
September im Wildpark Eekholt. In der Luft liegt ein erster Hauch von Herbst. Die Osterau in ihrem idyllisch gewundenen Bett glitzert im Licht der spätsommerlichen Sonne. Auf einer Lichtung am Ufer des Flüsschens halten die Rothirsche Siesta. Scheinbar entspannt rasten die Tiere im Schatten der mächtigen Eichen. Aber der starke Platzhirsch ist unruhig. Er hebt den Kopf und legt ihn weit in den Nacken. Als das mächtige Geweih den Rücken berührt, bricht ein uriges Röhren aus dem Recken hervor. Rau und tief, wie aus einer anderen Welt, hallt der Ruf im Gewölbe des Waldes.
Zwei Stunden später, gegen Abend, kommt die Hirschbrunft so richtig in Gang. Gustav, der 11-jährige Platzhirsch, kraftstrotzend und vollgepumpt mit dem Sexualhormon Testosteron, hat in den vergangenen Tagen gewaltig abgespeckt. Kein Wunder, denn die Rivalen halten ihn ständig auf Trab, und auch um die Weibchen muss er sich kümmern. „Nelson ist mit seinen 8 Jahren der stärkste Beihirsch. Er ist Gustav’s schärfster Konkurrent“, erklärt Ute Kröger und zeigt auf einen Geweihträger, der nur widerwillig Abstand zum Kahlwild hält.
Die Leiterin der Wildparkschule führt jetzt, während der Brunftzeit, jeden Abend interessierte Besucher durch den Park. Sie kennt ihre Hirsche ganz genau: „Nicht selten liefern sich die Alten heftige Kämpfe. Dann ist auch mal ein Jüngerer der lachende Dritte“. Der vorwitzige Hilmar zum Beispiel, der sich gerade wieder klammheimlich an die Weibchen heranmacht. Gustav erwischt ihn dabei und scheucht den Eindringling in einer wilden Jagd quer über die Lichtung. Der 3-jährige Theo trägt zwar bereits ein richtiges Geweih. Aber er ist noch schüchtern und ängstlich und verzichtet lieber gleich auf die Brautschau.
Das Kahlwild scheint von dem Gehabe der Machos nicht sonderlich beeindruckt. Die vier Spießer jedoch, Junghirsche mit noch unverzweigten Geweihstangen, schauen dem Treiben verunsichert zu. „Spießer jagen ist Gustav’s Hobby“, lacht Ute Kröger, „Es ist vor allem Schau, mit der er seine eigentlichen Widersacher beeindruckt“. Und tatsächlich: Als sich einer der Jünglinge nur ein paar Schritte nähert, weist Gustav ihn energisch in seine Schranken. Verschreckt zieht sich der Spießer zurück. Und mit mächtigem Röhren verkündet der alte Recke aus voller Kehle: „Ich bin der Chef, kommt meinen Weibchen bloß nicht zu nah“.
Infos zu „Rothirsch“
Rothirsche (Cervus elaphus) sind die größten Hirsche Mitteleuropas. Das Geweih, das nur die Männchen tragen, wird alljährlich im zeitigen Frühjahr abgeworfen, wächst dann größer wieder nach und kann bis zu 5 kg schwer werden. Hirschkälber kommen etwa 230 Tage nach der Brunft zur Welt.
Wildpark Eekholt, 24623 Großenaspe, ganzjährig täglich geöffnet von 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, www.wildpark-eekholt.de. Führungen zur Hirschbrunft: Täglich bis 4.10., Treffen 17 Uhr am Eingang
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