DIE SINGENDEN HUNDE VON NEUGUINEA
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Singende Hunde? So heißen die Neuguinea-Dingos in ihrer Heimat, da sie heulen statt zu bellen. Jana Otten vom Tierpark Neumünster hat die Dingos in ihr Herz geschlossen. Ich habe die Tierpflegerin bei ihrer Arbeit mit den „singenden Hunden“ einen Tag lang mit meiner Kamera begleitet.
VIDEO
REPORTAGE
Jana und die singenden Hunde
Geheimnisvoll klingt eine Melodie durch den tristen Wintertag im Tierpark Neumünster. Der Gesang schwillt an, ebbt wieder ab, und eine zweite Stimme fällt ein. Wölfe? Es klingt zwar ähnlich – aber doch ganz anders. In ihrer Hütte, im Dämmerschein des wärmenden Rotlichts, singen die Urwald-Dingos Tina und Benji ihr trauriges Lied. Eindringlich, aber trotzdem verhalten, voller Sehnsucht und Melancholie.
„Singing Dogs“, singende Hunde nennen die Menschen Neuguineas ihre Dingos. Auch als Hallstrom-Hunde kennt man die erst vor 60 Jahren entdeckten Vierbeiner, die kaum bellen können und sich deshalb mit ihren Gesangskünsten unterhalten. Ihre Abstammung von Haushunden, die mit den ersten Siedlern nach Neuguinea gelangten, haben die Urwald-Dingos bis heute nicht vergessen. Noch immer suchen sie die Nähe der Menschen, folgen ihnen auf die Jagd und vertilgen in den Dörfern Ratten und Mäuse. Nur ihr ständiges Heulen und ihr unbändiger Jagdtrieb haben verhindert, dass man die zutraulichen Tiere als Haushunde hält.
Als Jana Otten das Gehege der Dingos betritt, geht das Heulkonzert abrupt zu Ende. Schwanzwedelnd und winselnd betteln Tina und Benji um Streicheleinheiten, und bald sitzt die Tierpflegerin zwischen ihren Zöglingen am Boden. Sie schmust und kuschelt mit ihnen, wie andere mit einem wohlerzogenen Haushund. „Tierpflegerin ist mein Traumberuf, und die beiden Dingos brauchen diese Zuwendung“, erzählt Jana Otten, während sie das Futter anrichtet. Mageres Rindfleisch ist dabei, Trocken-Hundefutter, aber auch Obst. „Besonders gern mögen die beiden Schleckermäuler die ganz süßen Sachen, wie Honigmelonen, Bananen und Weintrauben“. Liebe geht eben auch durch den Magen.
Bereitwillig lassen die Dingos sich anleinen. Auf den täglichen Spaziergang freuen sie sich ganz besonders. „Leider ist das nur am Abend möglich, wenn der Tierpark geschlossen ist“, meint Jana Otten, „Wenn andere Hunde in der Nähe sind, vergisst Benji manchmal seine guten Manieren“. Endlich geht es los. Immer mit der Nase am Boden, zerren die beiden Energiebündel ungeduldig an den Leinen. Müde von ihrer Expedition durch eine Welt voller abenteuerlicher Gerüche kehren sie schließlich zurück zum Gehege. Für heute reicht’s – jetzt schnell in die warme Hütte. Und dann ist es wieder da: Das geheimnisvolle Lied der singenden Hunde.
Infos zu „Neuguinea-Dingo“:
Der Neuguinea-Dingo (Canis lupus hallstromi) ist, wie der Haushund, eine Unterart des Wolfs und nahe verwandt mit dem deutlich größeren Australischen Dingo. Er wird bis zu 10 kg schwer, lebt in den Regenwäldern Neuguineas und stammt von vor Tausenden Jahren verwilderten Haushunden ab. Der Neuguinea-Dingo ist vom Aussterben bedroht.
Tierpark Neumünster, Geerdtsstraße 100, 24537 Neumünster, täglich geöffnet von 9 bis 19 Uhr, im Winter bis 17 Uhr, www.tierparknms.de
Kommentar verfassen