MONGOLISCHE WILDPFERDE
Fotos und Reportage © H. Schulz
Das Przewalskipferd ist das einzige Wildpferd, das in seiner ursprünglichen Form bis heute überlebt hat. Kurz vor dem endgültigen Aussterben wurde die Art in einem aufwändigen Zuchtprogramm gerettet und in ihrer ursprünglichen Heimat wieder ausgewildert. Auf einer Expedition in die Mongolei, am Rand der Wüste Gobi, konnte ich die herrlichen Tiere beobachten.
REPORTAGE
Bei den Wildpferden im Tal der Takhis
Verspätete Flüge, misstrauische Zollbeamte, endlose Schlaglochpisten und immer wieder Reifenpannen. Wir sind erschöpft von der langen Reise in den Südwesten der Mongolei. Jetzt, im letzten Licht des Tages, klettern wir auf einen steilen Geröllhügel am Rand der Wüste Gobi. Von oben fällt unser Blick auf das trockene, steinige Takhi-Tal. Und dann sind wir schlagartig hellwach. Przewalskipferde! Ein Hengst mit seinen vier Stuten, sogar ein Fohlen ist dabei.
Hellbraun gefärbt sind die stämmigen Tiere mit der charakteristischen Bürstenmähne, und über ihren Rücken zieht sich ein schmaler Aalstrich. Przewalskipferde, oder Takhis, wie die Mongolen sie nennen, sind die einzigen überlebenden Wildpferde der Welt. Erst im Jahr 1879 wurden sie vom russischen Forscher Nikolaj Przewalski im mongolisch-chinesischen Grenzgebiet entdeckt. Die Nachricht davon weckte Begehrlichkeiten. Tierparks und Privatleute organisierten Fangexpeditionen, und nicht selten wurden der Leithengst und die Stuten einer Herde erschossen, um der Fohlen habhaft zu werden. 54 Takhis gelangten so in Zoologische Gärten in Europa, von denen viele schon als Jungtiere starben.
Bejagung und die zunehmende Besiedlung ihres Lebensraums durch den Menschen machten den scheuen Przwalskipferden zu schaffen. Sie zogen sich in entlegene Ecken der Gobi zurück, wo sie kaum noch Nahrung und Wasser fanden. Gegen Ende der 1960er Jahre schließlich waren die mongolischen Wildpferde in freier Natur verschwunden. Nur die 13 Wildfänge, die in den Tiergärten überlebt hatten, haben das endgültige Aussterben der Art verhindert. In wissenschaftlich begleiteten Zuchtprogrammen wurden sie vermehrt, und seit 1992 können wieder Przewalskipferde in ihrer ursprünglichen Heimat ausgewildert werden. Auch im Schutzgebiet „Takhi-Tal“ im Südwesten der Mongolei leben heute wieder 115 Tiere – frei und wild wie einst ihre Vorfahren.
All das geht uns durch den Kopf, während wir von unserem Hügel aus die kleine Herde von Wildpferden unten im Tal beobachten. Die Tiere knabbern am spärlichen Grün der dürren Büsche, und das Fohlen tobt ausgelassen um seine Mutter. Erst, als vom Forschercamp ein Jeep über die staubige Piste heranbraust, werden die Takhis nervös. Und dann galoppieren sie in einer gelbbraunen Staubwolke davon – hoffentlich einer sicheren Zukunft entgegen.
Infos zu „Przewalskipferd“
Das Przewalskipferd (Equus przewalskii) hat die Körpermaße eines kleinen Hauspferds. Sein Sommerfell ist kurz und glatt, im Winter trägt es ein langes, struppiges Haarkleid. Das Przewalskipferd ist ein Beispiel für die erfolgreiche Rettung einer ausgestorbenen Art durch fachkundige Zucht und Wiederansiedlung.
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