SIBIRISCHE TIGER
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Sascha’s Brüllen geht durch Mark und Bein. Die Botschaft ist eindeutig: „Das ist mein Revier“. Zusammen mit seiner Gefährtin Taiga lebt der Sibirische Tiger in seinem Gehege im Tierpark Hagenbeck. Mit kraftvollen Schritten schreitet er durch die Anlage, badet genußvoll im Wassergraben und verschreckt die Zoobesucher mit seinem urtümlichen Gebrüll. Zärtlich schmust er mit seiner Tigerin und zieht sich dann mit ihr zu einem Schäferstündchen zurück. Der Tag bei den Tigern in Hagenbeck, mit Filmkamera und Fotoapparat, war für mich ein beeindruckendes Erlebnis.
VIDEO
REPORTAGE
Sibirische Tiger – Die Könige der Taiga
Mit federndem Gang, den mächtigen Kopf leicht zum Boden geneigt, schreitet Sascha durch seine wohlbehütete Welt. Dicht an der Kante des Felsens, 2 Meter über der spiegelnden Wasserfläche, macht er Halt. Aus wachen Augen mustert der Herrscher von Hagenbeck’s Tiger-Anlage die Zoobesucher. In der goldenen Abendsonne erscheint er noch größer als sonst. Sascha entblößt die gewaltigen Reißzähne, und dann …: Ein animalischer, grollender Donner dringt aus seiner Kehle, furchterregend und majestätisch zugleich. Wieder und wieder tut der „König der Taiga“ brüllend kund: Hier ist mein Revier – kommt mir nicht zu nah.
Sibirische Tiger, auch bekannt als Amurtiger, sind die größten Raubkatzen der Welt. Ausgewachsene Männchen erreichen, den Schwanz nicht eingerechnet, eine Länge von 2,20 m und bringen bis zu 300 kg auf die Waage. Täglich 8 – 10 kg Fleisch verschlingt so ein Riese. Hirsche sind deshalb seine bevorzugte Jagdbeute. „Bei uns im Tierpark erhalten die Tiger Rindfleisch mit Knochen, im Prinzip eine zersägte Kuh“, erklärt Dr. Michael Flügger, Zootierarzt bei Hagenbeck, „Und einmal in der Woche gibt’s ganze Hühner oder Kaninchen, das ist wichtig für den Mineralstoffwechsel der Raubkatzen“.
Inzwischen ist auch Sascha’s Tigerdame Taiga auf der Bildfläche erschienen. Sie ist nur wenig kleiner als er, eine muskelbepackte, selbstbewusste Diva. Besonderen Respekt vor ihrem Partner zeigt sie nicht. Im Vorbeigehen erhält Sascha einen freundschaftlichen Stupser mit dem Kopf, dann schreitet Taiga lässig nach unten zum Wassergraben. Baden wäre schön, heute bei dieser Hitze, aber die Dame ist wohl wasserscheu. Zögernd betastet sie mit der riesigen Pranke das kühle Nass. Schließlich wagt sie den nächsten Schritt, und erst mal drin im Wasser, genießt sie ihr Bad und macht es sich in der seichten Uferzone bequem.
Nur noch etwa 500 Amurtiger gibt es in freier Wildbahn. Sie leben in einem schmalen Küstenstreifen am Japanischen Meer, im Grenzgebiet zwischen Nordkorea, China und Russland. Rund um die Uhr müssen die seltenen Tiere von Wildhütern bewacht werden. In der traditionellen chinesischen Medizin gelten fast alle ihre Körperteile als Heil- und Wundermittel. Wilderern werden deshalb horrende Summen für jeden getöteten Tiger geboten. Bei Hagenbeck will man das Verschwinden der königlichen Raubkatzen nicht tatenlos hinnehmen. „Bereits drei Mal haben Sascha und Taiga Junge gehabt“. Dr. Flügger ist stolz auf den Erfolg, und er fügt hinzu: „Unsere Nachzuchten helfen jetzt, in einem gemeinsamen Zuchtprogramm der europäischen Zoos, die Sibirischen Tiger vor dem völligen Aussterben zu bewahren“.
Infos zu „Sibirischer Tiger“
Der Sibirische Tiger oder Amurtiger (Panthera tigris altaica) ist die größte Raubkatze der Welt. 280 cm groß (ohne Schwanz) werden starke Männchen, und sie bringen bis zu 306 kg auf die Waage. Sibirische Tiger sind Einzelgänger und finden in freier Natur nur zur Paarung zusammen.
Tierpark Hagenbeck, Lokstedter Grenzstraße 2, 22527 Hamburg, ganzjährig täglich ab 9 Uhr geöffnet, www.hagenbeck-tierpark.de
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