DAS COMEBACK DER FISCHOTTER
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Lilly und Anton sind Faulpelze. Den größten Teil des Tages verschlafen die beiden Fischotter in ihrer Hütte. Aber wenn Jan Hellwig vom Natur- und Umweltschutz-Zentrum Hohner See mit dem Futtereimer erscheint, dann werden sie ganz schnell munter. Verspielt und elegant gleiten sie durchs Wasser, neugierig untersuchen sie jeden Winkel ihres weitläufigen Geheges. Ich hoffe, mein Video zeigt, warum es sich lohnt, die possierlichen Wassermarder zu schützen.
VIDEO
REPORTAGE
Lilly und Anton – Die Fischotter von Hohn
Vorsichtig steckt Lilly ihre Schnauze aus der Öffnung des Höhleneingangs. Verschlafen blinzelt sie ins grelle Tageslicht. „Oh nee, viel zu hell zum Frühstücken“. Herzhaft gähnt sie, und im weit aufgerissenen Mäulchen leuchten die spitzen Raubtierzähne. Doch dann entdeckt die Fischotter-Dame die rote Futterschüssel, die Jan Hellwig in der Hand hält. Was es heute wohl gibt? Weißfische wären super, Eintagsküken auch nicht schlecht. Hoffentlich kein Pansen, brrrr. Als dann ihr Kumpel Anton aus seiner Höhle lugt, da siegt Lilly’s Futterneid über ihre Müdigkeit. Und bald darauf hocken die beiden am Ufer des Teiches und lassen es sich schmecken.
Jan Hellwig leitet das Natur- und Umweltschutzzentrum Hohner See. Kartierungen, Umweltbildung, die Arbeit mit Schulklassen und die Betreuung der Naturschutz-Ausstellung im alten Bahnhof von Hohn: Der 39-jährige Landschaftsarchitekt und Umweltplaner hat viel um die Ohren. Aber die putzigen Fischotter liegen ihm ganz besonders am Herzen. Kein Wunder. Mit 1,30 m Körperlänge, den Schwanz eingerechnet, gehören sie zu den größten Säugetieren in unseren Gewässern. Sie leben in flachen Bächen mit dichtem Uferbewuchs, und der Eingang ihrer in die Uferböschung gegrabenen Höhlen liegt meist einen halben Meter unter der Wasseroberfläche. Gegen Kälte und Nässe schützt sie ein dichtes Fell mit bis zu 50.000 Haaren pro qcm. Aber Bejagung und die Zerstörung naturnaher Bäche haben die eleganten Fischjäger vielerorts an den Rand des Aussterbens gebracht.
„Gegen Ende der 1960er Jahre sind die Otter aus unserer Region verschwunden. Jetzt haben wir die Chance, dass die bedrohten Wassermarder aus Ostholstein und dem Lauenburgischen auch wieder in die Eider-Treene-Sorge-Niederung einwandern“, erzählt Jan Hellwig, „Im Jahr 2006 konnten wir in der Alten Sorge bei Bergenhusen erstmals seit vielen Jahren einen freilebenden Fischotter feststellen“. Eine Erfolgsgeschichte im Gewässerschutz, die nicht zuletzt den Otterschutzprojekten des Natur- und Umweltschutzzentrums zu verdanken ist.
Die Futterschüssel ist inzwischen leer. Während Anton sich in eine dunkle Ecke unter dem Steg verzogen hat, planscht Lilly gut gelaunt durch den Teich. Ausgelassen wirbelt sie um ihre Körperachse und schwimmt Loopings, als wolle sie ihren eigenen Schwanz fangen. „Anfangs war Anton der Chef im Gehege, Lilly hat sich damals meist in ihre Höhle verkrochen“, erinnert sich Jan Hellwig, „Aber das hat sich geändert. Jetzt hat sie die Hosen an, und wenn ihr Kumpel ihr zu nahe kommt, dann faucht sie ihn an“. Die Hoffnung gibt der Naturschützer trotzdem nicht auf. Irgendwann werden ein paar knuffige Otterbabies dafür sorgen, dass die kleine Familie enger zusammen rückt.
Infos zu „Fischotter“
Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) gehört zur Familie der Marder. Er wird 130 cm lang und ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Neben dem Eurasischen Fischotter gibt es weitere Arten auf anderen Kontinenten.
Natur- und Umweltschutzzentrum Hohner See, Bahnhofstraße 21, 24806 Hohn, Ottergehege geöffnet während der täglichen Fütterungen um 9 und 16 Uhr, Ausstellung geöffnet Montags bis Freitags von 9 bis 16 Uhr, am Wochenende nach den Fütterungen oder für Gruppen nach Absprache, Tel: 04335-921516, www.nuzhohn.de
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