GECKOS UND IHRE RAFFINIERTEN TRICKS
Fotos und Reportage © H. Schulz
Geckos sind faszinierende Echsen. Sie laufen kopfüber an spiegelglatten Glasscheiben, und manche Arten können selbst in dunkler Nacht noch Farben erkennen. Wie das funktioniert? Durch HighTec-Biologie, die die Evolution im Laufe der Jahrmillionen entwickelt hat.
REPORTAGE
Geckos – Kletterakrobaten mit Nachtsichtaugen
Wenn es Nacht wird in den Wüsten der Welt, dann erwacht das heimliche Leben. Skorpione tasten sich vorsichtig über den Sand. Ihre Beute finden sie mit den Füßen anhand kleinster Erschütterungen. Die Männchen der Nachtfalter begeben sich auf den Hochzeitsflug. Mit ihren Fühlern „riechen“ sie die Dufthormone der Weibchen über viele Kilometer. Mit der Dunkelheit kommt auch die Stunde der Fledermäuse. Sie orten fliegende Insekten mittels Ultraschall. Schlangen dagegen „sehen“ mit Infrarotsensoren am Kopf ihre Beute. Die Tierwelt ist erfinderisch in dieser lebensfeindlichen Umwelt.
In Nischen und Spalten haben die Geckos den Tag verschlafen. Jetzt, im Schutze der Dunkelheit, gehen auch sie auf die Jagd. Magerer Körper, faltige Haut, dicker Kopf und riesige Glotzaugen: Eine Schönheit ist der 15 cm große Fächerfußgecko nicht. Mit den fünf an der Spitze verbreiterten Zehen wirken seine Füße unproportioniert groß. Wie von Geisterhand gehalten hängen die nächtlichen Jäger reglos an der Decke. Auch ein blitzschneller Kopfüber-Sprint an einer Glasscheibe bringt die lichtscheuen Akrobaten nicht aus dem Lot. Haben sie Saugnäpfe an den Füßen. Oder ist das Hexerei?
Nichts von Beidem. Etwa eine Milliarde unvorstellbar dünner Härchen besitzt jeder Gecko an seinen Füßen. Sie schmiegen sich nahtlos an jede noch so winzige Unregelmäßigkeit. Und so haften die Füße der Geckos nicht wie Saugnäpfe, sondern durch elektrostatische Anziehung auf der Ebene der Moleküle. Van-der-Waals-Kräfte heißt dieses physikalische Prinzip, das die Geckos zu den schwersten Lebewesen macht, denen es möglich ist, kopfüber an der Decke zu laufen.
Aber was hilft die beste Klettertechnik, wenn es darum geht, die Beute zu sehen? Die Geckos benötigen dafür weder Ultraschall noch ähnliche Tricks. Mit ihren großen Augen, in denen die Pupillen als senkrechte Schlitze stehen, können sie selbst in vollständiger Dunkelheit hervorragend sehen. Der Helmkopfgecko aus Nordwest-Afrika geht noch einen Schritt weiter. Er ist das einzige Wirbeltier, das nachts sogar Farben erkennt. Die Sehzellen auf seiner Netzhaut sind etwa 350 mal lichtempfindlicher als die des Menschen. Da reicht auch das beste Nachtsichtgerät nicht heran. Trotz all unserer Technik – in Manchem sind uns sogar glotzäugige Reptilien überlegen.
Infos zum „Fächerfußgecko“
Der Fächerfußgecko (Ptyodactylus hasselquistii) ist in ganz Nord- und Westafrika sowie im Mittleren Osten beheimatet. Als Wüstenbewohner lebt er sowohl in der Steinwüste als auch an den Häusern der Menschen. Auch tagsüber verlässt er manchmal sein Versteck, aber auf die Insektenjagd geht er erst in der Nacht.
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