TIERE IM WINTERWALD
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Es schneit ohne Ende. Die Menschen freuen sich, aber für die Tierwelt im winterlichen Bergwald beginnt eine harte Zeit. Kälte, hoher Schnee und Nahrungsmangel machen Rothirsch und Co. zu schaffen. Aber sie finden Wege, um trotzdem zu überleben. Im tief verschneiten Harz habe ich die Tierwelt mit der Kamera beobachtet.
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REPORTAGE
Hirsche im „Energiesparmodus“
„Leise rieselt der Schnee…“. Zwei Tage schon taumeln im Oberharz die flauschigen Flocken vom Himmel. Die Menschen sind glücklich: Endlich wieder mal weiße Weihnachten. Den Tieren im Winterwald jedoch machen hoher Schnee, bittere Kälte und der Mangel an Nahrung zu schaffen. Das Rotwild zieht jetzt allabendlich zu den Wildfütterungen. Gegen Einbruch der Dunkelheit drängen die Hirsche sich an den Raufen, knabbern frisches Heu und naschen Getreide und Rüben. Von nah und fern reisen Naturfreunde an, um das winterliche Schauspiel zu erleben.
Aber wie kommt es, dass in den Hochlagen der Alpen die Hirsche auch ohne Fütterung überleben, obwohl dort der Schnee noch viel höher liegt? Die Wildbiologen um Prof. Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität Wien wollten es ganz genau wissen. Mit modernster Technik erforschen sie deshalb den Stoffwechsel wildlebender Hirsche während des Winters. Mehreren Tieren wurden kleine Sensoren unter der Haut implantiert, die kontinuierlich Herzschlagfrequenz, Körpertemperatur und Aktivität messen. Durch einen Sender, den die Hirsche an einem Halsband tragen, gelangen die Daten direkt ins Labor der Forscher.
Die Ergebnisse sind sensationell: Ganz ähnlich wie die typischen „Winterschläfer“ können Hirsche ihren Organismus auf „Sparflamme“ schalten. Sie drosseln Körpertemperatur und Stoffwechsel und reduzieren somit ihren Energieverbrauch ganz erheblich. Allerdings nicht kontinuierlich wie Igel und Murmeltier, sondern jeweils nur stundenweise. Vor allem nachts verharren die Hirsche dann fast unbeweglich im Wald. Dank dieses raffinierten „Energiesparmodus“ benötigen die Tiere weniger Nahrung – vorausgesetzt, sie haben ungestörte Rückzugsgebiete. Inzwischen nimmt man an, dass auch Rehen dieser „verborgene Winterschlaf“ das Überleben erleichtert.
Was aber bedeuten die neuen Erkenntnisse für die Praxis der Wildfütterung? Viele Forstleute befürchten, dass ohne zusätzliches Futter die hungrigen Tiere den Wald schädigen, indem sie die Rinde von den Bäumen knabbern. Prof. Arnold dagegen nimmt an, dass energiereiche Fütterung das Rotwild in den „Sommerzustand“ versetzt – mit der Folge, dass gerade dann die Tiere den Wald verbeißen. Den Hirschen im Harz ist diese Diskussion allerdings erst mal egal. Sie lassen sich das Futter einfach schmecken.
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