FELSENHÜHNER IN TENERIFFAS „HÖLLENSCHLUCHT“
Fotos und Reportage © H. Schulz
„Barranco del Infierno“: Atemberaubende Landschaft und wilde Natur. Ich bin unterwegs in der „Höllenschlucht“ beim Städtchen Adeje im Süden Teneriffas. Eingezwängt zwischen himmelhoch aufragenden Felswänden windet sich der enge Pfad durch die üppige Vegetation. Neben mir gurgelt ein schmales Bächlein in seinem steinigen Bett zu Tal. Herabstürzende Steine klirren in der zerklüfteten Wand. Im Unterholz, dicht neben dem Weg, rascheln die Blätter. Versteckt huscht ein taubengroßer Vogel durch das trockene Laub. Seinen grauen Hals ziert ein brauner, weiß getüpfelter Kragen. Ein Felsenhuhn. Den Fotoapparat mit dem Tele habe ich schussbereit in der Hand. Aber bevor ich den Auslöser drücken kann, ist der Vogel verschwunden.
Die kleinen Hühnervögel wurden auf Teneriffa erbarmungslos bejagt. Kein Wunder, dass sie scheu sind und sich in die abgelegensten Barrancos zurückgezogen haben. Viel weiß man nicht über die Biologie der heimlichen Inselbewohner. Dabei sind sie eigentlich gar nicht so selten. Die ursprüngliche Heimat des Felsenhuhns liegt auf dem westafrikanischen Festland. Auf den Kanarischen Inseln und Sardinien wurde es vermutlich vor langer Zeit vom Menschen eingebürgert.
Felsenhühner bewohnen steiniges Buschland und lichte Waldungen. Im Atlasgebirge findet man sie bis über 3000 m Höhe. Die hübsch gezeichneten Vögel ernähren sich von jungen Blättern, Schösslingen und Samen, aber auch Insekten verschmähen sie nicht. Während der Balz, die auf Teneriffa im zeitigen Frühjahr stattfindet, stehen die Hähne hochaufgerichtet auf den Zehenspitzen und rufen mit weit geöffnetem Schnabel. Ihren langen, rauen und zum Ende hin ansteigenden Reviergesang kann man dann in den Barrancos über große Entfernungen hören.
Im Schatten eines uralten Feigenbaums, auf einem Felsen am Wegrand, mache ich Rast. Und dann, wie aus dem Nichts, sind sie plötzlich da: Vier Felsenhühner erscheinen am Rand des Gebüschs. Sie trinken am Bach, putzen ihr Gefieder und picken am Boden nach Nahrung – so, als gäbe es mich nicht. Nur zwei Meter entfernt verharre ich bewegungslos, verzaubert von der Magie dieses Augenblicks. Als eine Gruppe von Wanderern sich nähert, verschwinden die seltenen Vögel im Wald – lautlos, wie sie gekommen sind.
Informationen:
Das Felsenhuhn (Alectoris barabara) gehört zur Familie der Fasanenartigen. Felsenhühner werden bis zu 34 cm groß. Sie leben am Boden, als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen. Das Weibchen legt 10-14 Eier in eine Mulde im Schatten eines Busches, aus denen nach etwa 25 Tagen die Jungen schlüpfen.
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