NACHWUCHS BEI DEN GRAUGÄNSEN
Video, Fotos und Reportage © H. Schulz
Im Katinger Watt ist Hochsaison. Aus unzähligen Vogelkehlen pfeift, trillert und schnattert es, und dicht vor den Beobachtungshütten tummeln sich Enten, Säbelschnäbler und andere seltene Vogelarten. Die jungen Graugänse sind erst vor wenigen Tagen geschlüpft. Quirlig wuseln die plüschigen Küken über das feuchte Grünland oder tanzen wie Korken auf den Wellen der Wasserflächen. Aus einer der Beobachtungshütten konnte ich das Familienleben der Graugänse mit meiner Kamera hautnah beobachten.
VIDEO
REPORTAGE
Katinger Watt – Im Paradies der grauen Gänse
Zwischen hohen Sichtschutz-Wällen führt der schnurgerade Weg weit hinein ins Katinger Watt. Bloß keinen Lärm machen, leise reden – hier unterwegs zu sein hat etwas konspiratives. In der Holzhütte am Ende des Schleichpfads ist es duster, auch dort wird nur geflüstert. Eine der Beobachtungsluken ist noch frei. Klappe auf, Blick nach draußen, und schon ist der Besucher mitten drin. Hineingebeamt in eine Natur, die sich normalerweise nur durch das enge Guckloch eines Fernglases erleben lässt.
Wasserflächen, sandige Ufer, Schilfzonen, grüne Feuchtwiesen. Zahllose Vögel, wohin man schaut. Schnatterenten, Brandgänse, Rotschenkel und Säbelschnäbler, manche zum Greifen nah. Und dann die vielen Graugänse: Wie Geschwader schwimmen die Familien auf dem Wasser, Vater vorneweg, Mutter hinterher, dazwischen tanzen die winzigen Küken wie Korken auf den Wellen. Hektisch geht es auf den Feuchtwiesen zu, mal vor, mal zurück wuseln die plüschig gelben Küken, naschen mal hier an einem Grashalm und picken mal dort im lockeren Boden.
Holger Bruns, Biologe am NABU Naturzentrum Katinger Watt, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Graugänsen. „Derzeit haben wir hier 15 bis 20 Graugans-Familien mit Küken. Sie finden im Katinger Watt alles, was sie benötigen: Schilfgebiete zum Brüten, feuchtes Grünland, auf dem sie fressen“, erklärt der Naturschützer. Stolz ist er auch auf das Seeadlerpaar, das ganz in der Nähe nistet – obwohl die großen Greife nicht selten eine brütende Gänsemutter vom Gelege wegfangen. „Vor Schreck gibt dann auch manche benachbarte Gänsefamilie ihr Nest auf“, erklärt der 51-jährige, „Aber meistens beginnen diese Vögel an anderer Stelle wieder mit einer neuen Brut“.
Eine Gänsefamilie hat sich jetzt bis auf 2 Meter an die Hütte gewagt. Das Piepsen der Küken und Schnattern ihrer Eltern erinnert Holger Bruns an Graugans Rosa. Vor einigen Jahren hat er sie als Küken verwaist im Katinger Watt gefunden und von Hand aufgezogen. „Das war eine faszinierende Zeit“, erzählt der Biologe, „Die zahme Gans kannte mich persönlich, und ich konnte mich mit ihr regelrecht unterhalten“. Manche Urlaubsgäste sind damals fast täglich ins Naturzentrum gepilgert. Um mit Rosa zu sprechen und sie auf die Weide zu führen.
NABU Naturzentrum Katinger Watt (nahe Eidersperrwerk), Katingsiel 14, 25832 Tönning. Beobachtungshütten ganzjährig durchgehend geöffnet. Infozentrum und Ausstellung von 1. April bis 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. www.nabu-katinger-watt.de
Kommentar verfassen